Noch vier Wochen bis zur Bundestagswahl: Rüstungsexporte abwählen!
28. Aug 2017
Im Vorfeld der Bundestagswahl haben verschiedene Friedensorganisationen und -initiativen sowie Kampagnen in der Friedensbewegung, die von pax christi mitgetragen und unterstützt werden, Wahlprüfsteine formuliert. pax christi Rottenburg-Stuttgart möchte dabei insbesondere auf die Wahlprüfsteine der "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" (siehe unten), das Checkheft zur Bundestagswahl des Bund für Soziale Verteidigung (BSV) sowie auf die "Kampagne Bürgerbündnis 2017 - Wahlprogramm der Zivilgesellschaft" für ein "friedensfähiges, nachhaltig handelndes Deutschland" hinweisen.
Aus der Vorrede zu den Wahlprüfsteinen der "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!":
Deutschland gehört weltweit zu den fünf größten Exporteuren von Kriegswaffen und sonstigen
Rüstungsgütern. U-Boote und Kriegsschiffe, Kampfjets und Militärhubschrauber, Panzer und Raketenwerfer,
Sturmgewehre und Maschinenpistolen werden weltweit geliefert. Mit diesen Waffen wird
unendlich viel Leid angerichtet. Ihr Einsatz fördert Unfrieden, verhindert Entwicklung und führt zur
Eskalation von Gewalt in den Empfängerländern.
Die „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ gibt den Opfern deutscher Rüstungsexporte eine
Stimme, den Tätern Name und Gesicht. In der Kampagne sind seit 2011 mehr als hundert Gruppen und
Organisationen aktiv.
Die Gründungsväter und -mütter der Bundesrepublik Deutschland legten im Grundgesetz fest, wonach
Deutschland dem „Frieden der Welt zu dienen“ hat (Präambel) und sich „zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und
der Gerechtigkeit in der Welt“ bekennt (Artikel 1, Abs. 2).
Zudem verbietet das Grundgesetz alle
„Handlungen die geeignet sind […] das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören.“ (Artikel 26,
Abs. 1) und betont die Genehmigungspflichtigkeit von „zur Kriegführung bestimmter Waffen!.“ (Artikel 26,
Abs. 2)
Es steht im Gegensatz zum Friedensgebot des Grundgesetzes, zu Artikel 26, Abs.2 und zu den
ergänzenden Gesetzen und Vorschriften, dass immer mehr Rüstungsgüter aus Deutschland exportiert
werden:
In den Jahren 2015 und 2016 wurden von der Bundesregierung Einzelgenehmigungen für die Ausfuhr
von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern im Wert von 7,86 und 6,88 Milliarden Euro erteilt. Mit
Sorge sehen wir insbesondere den mit über 50 Prozent hohen Anteil der Genehmigungswerte für
Einzelausfuhren in sogenannte Drittstaaten außerhalb der EU, der NATO und der NATO gleichgestellten
Staaten.
- Daher fordert die Aktion Aufschrei folgenden klarstellenden Satz in das Grundgesetz Artikel 26, Abs.2 einzufügen: „Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter werden grundsätzlich nicht exportiert“
- Die konkreten Ausfuhr- und Kontrollregelungen regelt ein einheitliches und restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz
Was können Sie als Bürgerin und Bürger tun?
Wir bitten Sie, in persönlichen Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zum
Deutschen Bundestag 2017 folgende Fragen einzubringen, diese auf Wahlveranstaltungen zu stellen
oder schriftlich den Kandidatinnen und Kandidaten mit Bitte um Stellungnahme zuzusenden:
Wahlprüfsteine der Aktion Aufschrei
Frage 1: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl dafür ein, dass der Export von Kriegswaffen und sonstigen
Rüstungsgütern grundsätzlich verboten und dieses Verbot in Artikel 26 Absatz 2 des Grundgesetzes
festgeschrieben wird?
Frage 2: Setzen Sie sich dafür ein, dass die konkreten Ausfuhr- und Kontrollregelungen in einem
einheitlichen und restriktiven Rüstungsexportkontrollgesetz zusammengeführt werden?
Frage 3: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl – angesichts der gerade in diesem Bereich besonders
hohen Opferzahlen - für ein vollständiges Exportverbot von Kleinwaffen und Munition aus Deutschland
ein?
Frage 4: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl für ein vollständiges Verbot der Lizenzvergabe für
Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter ein, um deren unkontrollierbare Produktion und Weiterverbreitung
zu unterbinden?
Frage 5: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl für die Forderung nach einem Verbot von staatlichen
Hermes-Bürgschaften beim Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern ein, damit nicht
weiterhin Rüstungsexporte durch Steuergelder subventioniert werden?
Die Wahlprüfsteine zum Download finden Sie auch rechts im Download-Bereich.